…im gleichen Ton zurück anzuschreien
Es gibt Tage, an denen ich einfach nicht weiss, wie es weitergehen soll. Ich bin so sehr mit meinem Problem beschäftigt, dass mein Gehirn kaum etwas anderes wahrnimmt. Ich bin sicher, viele kennen das. Dann kommt mein Kind nach Hause und motzt mich an. In dem Moment kann ich einfach nicht anders, als sie im gleichen Ton zurück anzuschreien.
Bevor unsere innere Bombe explodiert, sollten wir tief durchatmen und uns liebevoll ausdrücken.
In diesem Moment bin ich meiner Reaktion nicht bewusst, schliesslich bin ich gerade irgendwo auf einem anderen Kontinent und streite mich zum Beispiel mit einem Freelancer. Zum Glück merke ich es mittlerweile sehr schnell, was da zwischen uns passiert und um das Geschehen mit etwas Humor zu mildern, schreie ich im gleichen Ton und aufgerissenen Augen weiter: «Und bitte schreie mich nicht so an, denn es kann sein, dass ich aus lauter Schreck nichts andere tun kann als zurückschreien! Ok?» Dann lächle ich meine Tochter an und sie merkt auch, dass es eigentlich gar nicht nötig war, mich oder andere anzuschreien. Sie kann «ruhig» etwas aufgewühlter erzählen, was passiert ist, aber Schreien ist wirklich nicht nötig. Auch kann es passieren, dass uns jemand ärgert und wir unseren Frust beim Nächsten, der damit nichts zu tun hat, ablassen.
..eigentlich gar nicht nötig war, andere anzuschreien.
Ich bin oft mit den Gedanken irgendwo anders. Wenn jemand einfach in mein Arbeitszimmer hereinspaziert, kann dies meine Kreativität und meinen Flow zerstören und mich eventuell sogar gehässig machen. Ich bin auch nicht perfekt und das ist gut so. Aber ich gebe mein Bestes und gerade deshalb habe ich Hintertürchen als Sicherheit für und gleichzeitig gegen meine Familie eingebaut.
Hintertürchen als Sicherheit für und gleichzeitig gegen die Familie einbauen..
Es wird sich vielleicht witzig anhören, aber ca. 20 Minuten bevor meine Familie nach Hause kommt, klingelt mein Wecker und ich habe genug Zeit, zurück in die Realität zu kommen, sogar um noch ein paar Minuten zu meditieren. Länger brauche ich nicht, um einen Schutzschild der Ruhe und Gelassenheit aufzubauen und die Gemeinheiten aus der Schule oder was auch immer, gelassen aufzunehmen.
…um einen Schutzschild der Ruhe und Gelassenheit aufzubauen
Ok, Ildikó, aber wir sind immer zusammen. Ja, das sind wir auch. Ich arbeite auch von zu Hause aus. Und die Kinder, weil sie nun mal Kinder sind, platzen manchmal einfach rein mit ihren Sachen – wie gerade auch jetzt.
Und wie wir den Kindern beigebracht haben, nicht den Sand und Kies vom Spielplatz zu essen, so lernen wir mit der Zeit auch dieses Verhalten,
um eine gelassene Eltern-Kind-Beziehung zu schaffen.
Denn Übung macht den Meister.
Aber es nützt nichts, einander anzuschreien oder in herablassendem Ton zu sagen «Wie oft muss ich es noch sagen», sondern einfach bitten. Bevor unsere innere Bombe explodiert, sollten wir tief durchatmen und uns liebevoll ausdrücken.
Meiner Meinung nach.
Das ist der Weg.