Oft höre ich von Eltern, dass ihre Kinder nicht zuhören. Aber hörst du deinem Kind zu? Legst du das Handy, die Zeitung oder das Tablet zur Seite, wenn dein Kind dir etwas erzählen will?
Ja, ich weiss. Manchmal sind Kinder wie kleine Tweeties, die ununterbrochen plappern. Und ich mag es selbst nicht, dass, wenn ich im Schreibflow bin, mich meine Kinder mit irgendetwas vollquatschen.
Aber hast du mal darüber nachgedacht, dass das, was für Nonsens ist, für das Kind die Welt bedeuten könnte? Damit meine ich nicht, dass wir bei allem gleich aufmerksam zuhören müssen. Ich werde bestimmt nicht mein Handy weglegen, wenn ich gerade telefoniere. Das wäre absurd.
Hingegen wäre das der Moment, in dem die Kinder lernen müssen, zu warten. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder wissen: Wenn Mama oder Papa weder telefoniert noch gerade in der Küche mit dem Messer hantiert, bin ich dran und sie werden mir zuhören.
Legst du das Handy, die Zeitung oder das Tablet zur Seite, wenn dein Kind dir etwas erzählen will?
Allzu oft läuft so ein «Gespräch» nicht über ein genervtes «Nicht jetzt!» hinaus. Die Kinder verstehen nicht, wann ein «jetzt» ein «jetzt» ist. Eigentlich wäre es doch «jetzt», aber dennoch heisst es «nicht jetzt». Kannst du folgen? Nicht?
Dann fühlst du dich gerade wie dein Kind.
Was ich damit sagen will: Höre heute deinem Kind zu. Nimm dir die Zeit, auch wenn nicht sofort. Aber ich bin sicher, irgendwann heute kommt ihr noch zusammen.
«Was war heute das Schönste, was du heute erlebt hast?».
Beim Essen zum Beispiel gehen wir gerne Folgendes durch: «Was war heute das Schönste und was das Schlimmste, was du heute erlebt hast».
So kommt jeder am Tisch ins Erzählen darüber, wie sein oder ihr Tag war. Das könnt ihr natürlich überall machen: vor dem Schlafen, vor oder nach der Gute-Nacht-Geschichte, im Badezimmer, auf dem Spielplatz oder unterwegs. Es gibt viele Möglichkeiten, deinem Kind die Möglichkeit zu geben, dir von sich zu erzählen. Wenn dein Kind jetzt sofort deine Aufmerksamkeit braucht, kannst du auch ein Zeitlimit vorgeben: «Ich brauche noch X Minuten und wenn ich fertig bin, komme ich zu dir und höre mir an, was auch immer du zu erzählen hast».
Es ist enorm wichtig, unseren Kindern zuzuhören, wenn sie noch klein sind, wenn ihr Leben noch unbeschwert ist. Dass sie wissen, dass sie uns vertrauen können, dass sie uns ALLES erzählen können und dürfen.
Denn später, wenn die Pubertät beginnt und sie sich mit Zweifeln quälen, müssen sie wissen: Meine Mama, mein Papa, meine Eltern sind für mich da. Und auch wenn ich mal etwas Blödsinn gemacht habe, hören sie mir zu und lieben mich trotzdem. Das funktioniert auch umgekehrt.
Wenn du möchtest, dass dein Kind dir zuhört, musst du zuerst zuhören. Zeige deinem Kind, wie es läuft. Und wenn dein Kind dich mal ignoriert, halte ihm «den Spiegel» vor. Erkläre, dass Zuhören wie viele andere Dinge im Leben nur gegenseitig funktioniert.
Meiner Meinung nach.
…Dass sie wissen, dass sie uns vertrauen können, dass sie uns ALLES erzählen können und dürfen.
Das ist der Weg.