…beide aus ihren eigenen Bedürfnissen heraus handeln..
Ich bin sicher, ihr werdet mir zustimmen: Wir alle reagieren unterschiedlich in jeder Situation.
Ein Elternteil besteht darauf, dass Kinderzimmer und Wohnung aussehen wie ein Museum, andere erlauben wortwörtlich mehr Spielraum für die Kinder. Was die beiden Elternteile jedoch verbindet, ist, dass beide aus ihren eigenen Bedürfnissen heraus handeln. Wenn das Kind Glück hat, nimmt mindestens ein Elternteil auch seine Bedürfnisse wahr.
Wenn das Kind Glück hat, nimmt mindestens ein Elternteil auch seine Bedürfnisse wahr.
Aber wieso sind Bedürfnisse so wichtig? Wenn sie befriedigt werden, sind wir ruhig und freundlich. Aber sobald die Dinge nicht in unsere Richtung laufen, werden wir nervös und fühlen uns beengt, oft schon bei dem Gedanken. Alles beginnt mit nur einem Gedanken darüber, wie wir uns vorstellen, wie die Dinge ablaufen sollten. Diese Gedanken basieren auf früheren Erlebnissen. Ob diese Erlebnisse real sind oder nur Fiktion (zum Beispiel Filme) waren, spielt für unser Gehirn keine Rolle, denn es kennt den Unterschied nicht.
Sobald die Dinge nicht in unsere Richtung laufen, werden wir nervös und fühlen uns beengt.
Um ein kleines Beispiel von meinem Alltag zu zeigen:
Auch wenn ich einen gewissen Grad der Ordnung mag, flippe ich nicht aus, wenn die Kinderzimmer mal etwas chaotisch aussehen. Aber wenn meine Tochter vorführt, was sie in der Tanzschule gelernt hat oder einfach darauf lostanzt, erscheinen oft bizarre Zukunftsvorstellungen vor meinem inneren Auge. Wenn ich sie so tanzen sehe, wie es für eine 6-Jährige, meiner Meinung nach nicht angebracht ist, würde ich sie am liebsten abmelden. Aber ich habe sie ja nicht zum Walzer lernen geschickt. Ihre Art, sich zu bewegen, war schon früher so. Da bleibt nicht viel ausser tief durchatmen und das Kind machen lassen und ihr Tanztechnik reifen lassen.
“Wie oft muss ich dir das noch sagen?!”
Aber zurück zum Aufräumen, denn das ist der grösste Schreck der meisten Eltern. Wie handelt ihr dabei? Lasst ihr das Chaos grösser und grösser werden, bis es das Kind zu verschlucken droht? Oder räumt ihr einfach auf? Eventuell mit solchen Sätzen wie: «Wie oft muss ich dir das noch sagen?! Hast DU immer noch nichts gemacht?! Wenn DU etwas gemacht hättest, wäre es jetzt nicht so schwierig.» Wobei es ist wahr, wenn man es nicht so weit kommen lassen würden, könnte man sich den Ärger sparen. Beidseitig.
Wir Eltern fühlen, dass wir in der Erziehung versagt haben.
Denn wir als Eltern denken, dass wir versagt haben, dem Kind beizubringen, aufzuräumen. Und das Kind, auch wenn es das nicht zeigt, schämt sich, dass es unsere Erwartungen nicht erfüllen kann.
Bitte, liebe Eltern, versteht es nicht falsch. Es ist in Ordnung, etwas zu fordern und das Kind zum Aufräumen zu bewegen. Ordnung im Zimmer zu halten und machen hat mehr Auswirkung auf unser Leben, als man ahnt. Hier geht es jetzt aber um die Art, wie man es kommuniziert.
Was oft nicht erkannt wird, ist, dass Aussagen wie «Du hast wieder mal ein Chaos in deinem Zimmer gemacht; Du kannst nicht Ordnung halten; Du kannst nicht sauber essen; Du kannst nicht zuhören», nichts anderes sind als unsere unerfüllten Bedürfnisse. Und jetzt Hand aufs Herz: Wir Eltern fühlen, dass wir in der Erziehung versagt haben. Aber für unsere Bedürfnisse und wie wir uns fühlen, können wir nicht andere zur Rechenschaft ziehen. Ich meine damit nicht, dass ab sofort die Eltern das Zimmer aufräumen müssen und zwar mit einem Lächeln.
Aber für unsere Bedürfnisse und wie wir uns fühlen, können wir nicht andere zur Rechenschaft ziehen.
Doch wir können auch nicht mit DU-Botschaften kommunizieren, manchmal sogar nörgelnd; «Du kannst nicht Ordnung halten/aufräumen» und dann selbst das Kinderzimmer auch noch als Bestätigung aufräumen, während das Kind es tatsächlich nicht hinkriegt und nur tatenlos zusieht und sich schämt. Dabei erwarten wir, dass die Kinder daraus lernen und es das nächste Mal selbst machen. Und machen sie es? Nein. Dann fangen wir wieder mit Nörgeln an, räumen wieder das Kinderzimmer auf und merken nicht, dass wir uns in einem Teufelskreis befinden.
Aber wieso funktioniert es nicht, wenn wir aus bestem Willen handeln?
Dazu müssen wir zuerst einen kleinen Rundgang durch unsere Bedürfnisse und Gefühle machen.
Wir streben nach der Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Über unsere fünf Sinne nehmen wir etwas wahr und formen daraus unsere Erfahrung (inkl. Filtern und Glaubenssätzen). Unseren Erfahrungen prägen unseren Bedürfnissen und durch unsere Bedürfnisse erfahren wir Gefühle.
In unserer Wahrnehmung werden unsere Bedürfnisse entweder gestillt, dann fühlen wir uns gut, oder sie werden nicht gestillt und dementsprechend fühlen wir uns schlecht. Wir streben nach der Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Um uns auszudrücken, haben wir zwei verschiedene Möglichkeiten in dieser dualen Welt: Die Sprache des Herzens und die Sprache der Gewalt.
Gewaltvolle Kommunikation ist belehrend, beurteilend, verurteilend, bewertend.
Die Sprache der Gewalt redet immer in DU-Botschaften und stellt unserem Gegenüber in den Mittelpunkt. Sie gibt anderen die Schuld für unsere Gefühle, – wobei es eigentlich unsere sind. Gewaltvolle Kommunikation ist belehrend, beurteilend, verurteilend, bewertend.
Dagegen kommuniziert die Sprache des Herzens in ICH-Botschaften, in denen wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen. Es ist unser Bedürfnis, die Ordnung im Zimmer herzustellen. Es ist unser Kopf, der wehtut, weil das Kind laut Musik hört. Gewaltfreie Kommunikation stellt mich in die Mitte, schliesslich sind es meine Gefühle, meine Bedürfnisse, die mir das Leben schwer machen.
Es ist unser Bedürfnis, die Ordnung im Zimmer herzustellen.
Ja, cool Ildiko, aber soll ich dann jetzt zuschauen, wie mein Kind aus seiner dreckigen und stinkenden Wäsche die Twin Tower nachbaut?
Nein, sicherlich nicht. Obwohl es nur die Frage deine Ausdauer ist. Mit der Zeit wird es keine sauberen Kleider mehr haben und dein Kind ist gezwungen, entweder seine Wäsche zur Waschmaschine zu bringen, selbst zu waschen oder die Kleider noch mal zu tragen. Bäh 🙂
Aber ja, in der Regel, wenn uns etwas stört, wie das Chaos im Zimmer, empfehle ich, die folgenden Schritte zu beachten:
Diese tiefen Atemzüge helfen dir, ruhiger an die Sache zu gehen.
0. Bevor du ins Kinderzimmer gehst, atme tief durch. Nicht nur wegen des möglichen Gestankes. Diese tiefen Atemzüge helfen dir, ruhiger an die Sache zu gehen.
Klopf-Klopf – um Respekt zu zeigen.
«Hallo mein liebes Kind» – und vielleicht noch ein leichtes Lächeln, um zu zeigen, dass du mit Frieden im Herzen kommst.
1. «Mein Kind, ich sehe, du hast deine Wäsche noch in deinem Zimmer.»
2. «Ich fühle mich aber dabei etwas gestresst, denn ohne deine schmutzigen Kleider will ich die Waschmaschine nicht starten.»
3. «Denn, mir liegt viel daran, dass du in sauberen Klamotten in die Schule gehst.»
4. «Bitte bring deine Kleidung zur Waschmaschine.»
Und so könnte eine Antwort aussehen, – denn diese Bedürfnisse sind keine Einbahnstrasse.
«Mama, ich merke, du bist genervt, dass du die Waschmaschine noch nicht starten konntest. Ich fühle mich dabei schlecht, denn ich weiss, du willst mir nur das Beste. Ich möchte nur noch diese eine Sache erledigen, dann bringe ich die Kleider zur Waschmaschine. Bitte, gib mir x Minuten Zeit für mich. Danke.»
Ich weiss, es klingt vielleicht komisch, aber mit der Zeit, wenn ihr einander so begegnet, werdet ihr merken, euer beider Leben wird viel leichter.
Denn ohne gegenseitigen Respekt und ohne einander ernst zu nehmen, kann eine Beziehung nicht funktionieren.
Meiner Meinung nach.
Denn ohne gegenseitigen Respekt und ohne einander ernst zu nehmen, kann eine Beziehung nicht funktionieren.
Das ist der Weg.