20 Jahre…
…habe ich dieses Ziel vor Augen
Ich war damals noch viel jünger. Ich wurde auch in die Lehre geschickt, die meine Eltern mir ausgesucht haben, weil sie dachten, dass es das Beste für mich sei. Aber in diesen elterlichen Irrgarten führe ich euch ein anderes Mal. Es wird lustig, ihr werdet sehen und mit mir zusammen lachen.
Aber wir verlieren das Ziel aus dem Auge. Als ich merkte, dass mein Leben sehr weit entfernt von erfüllt ist und ich tief in mich ging auf der Suche nach Antworten, habe ich meinen Weg gefunden.

War der Weg einfach?
«Die Heiligkeit» weiss, das war er nicht.
Die Kurzfassung:
Ich habe neben einer Vollzeitstelle ein Abendgymnasium absolviert, denn ich war fest entschlossen, als Psychiaterin die Welt zu retten. «Leider» habe ich nach einer Augenoperation mit lediglich einer lokalen Anästhesie eine Nadelphobie entwickelt, die mich meine Pläne überdenken liess.


Als Psychologin kann ich aber auch noch vieles bewegen, dachte ich mir. Um sicherzugehen, dass ich tatsächlich auf dem richtigen Weg bin, habe ich mich an einer Psychologie-Assistenten-Schule angemeldet. In dieser Zeit habe ich meinen zukünftigen Mann kennengelernt. Nachdem ich auch diese Ausbildung absolviert habe, entschieden wir, zusammenzuziehen. So landete ich hier in der Schweiz, meisterte ein Praktikum in einem Kinderheim und bewarb mich an der Uni.
Während ich auf die Rückmeldung der Uni wartete, entschied ich, ein Buch zu schreiben. Ich war glücklich und zufrieden, bis ich die Absage bekam. Mein Abschluss sei nicht kompatibel mit dem Schweizer Abitur, hiess es. Eine Option war, als Sozialpädagogin weiterzustudieren, aber der Weg fühlte sich nicht richtig an.
Schlussendlich entschied ich mich, zurück nach Hause zu gehen, dort zu studieren und eventuell mit einem Abschluss zurückzukehren.
Aber dann wurde ich schwanger. Somit trat Ziel Nummer 1 in Kraft, dessen Erfüllung bis heute andauert.
Mittlerweile sind meine Kinder jedoch grösser, was mir zusätzlich erlaubt, auch wieder auf Ziel Nummer 2 hinzuarbeiten.
Dass ich nicht zur Uni gehen werde, hat sich ja von allein erledigt. Mein Ziel, in die Psychotherapie zu kommen – und zwar ohne Einweisung nach Königsfelden – wollte ich wie folgt erreichen: Als Heilpraktikerin könnte ich eine Psychotherapie-Fortbildung abschliessen und wäre damit so was von am Ziel.

Auf der Suche nach der richtigen Schule habe ich einen Infoabend besucht und mich sofort in die Schule verliebt. Doch nach diesem kurzen Höhenflug holte mich die Realität schnell wieder zurück auf den Boden. Mir fielen 60.000 Gründe ein, wieso ich die Schule nicht besuchen könnte.
Im Anschluss versuchte ich noch, ein Stipendium zu bekommen, aber die einzigen Antworten, die zurückkamen, waren Aussagen wie: «Sie sind zu alt» oder «Diese Ausbildung bringt nichts». Das gab mir den Rest. War ich einfach nicht arm genug für ein Stipendium?

Ja, ich habe geweint. Viel. Aber dann ging ich in den Garten, setzte mich mit meinen Gefühlen auseinander und schmiedete neue Pläne.
Zu der Zeit half ich meiner Tochter, die sich in der Schule oft schikaniert fühlte. Als ich nach Lösungen für ihre Situation suchte, bin ich auf eine Ausbildung gestossen, durch die ich zunächst Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin, später dann Kinder- und Jugendcoach werden konnte. Somit kann ich auch für Teenies da sein.
Und jetzt bin ich tatsächlich ganz nah dran! Ich habe begonnen meine eigenen Kurse anzubieten. Dafür habe ich eine Webseite erstellt, Flyer gestaltet und diese selbst ausgetragen. Ich liess Plakate im Bezirk kleben, habe Werbevideos für Facebook gedreht, Werbung geschaltet und vor allem: gepostet, gepostet, gepostet. Zusätzlich habe ich noch einen Blog erstellt, auf dem meine Beiträge erscheinen.
Und all das hat nichts gebracht. Ich habe viel investiert und scheinbar kam nichts zurück.
Soll ich jetzt aufhören?
Ich denke nicht. Ja, ich war traurig, enttäuscht und habe wieder viel geweint. Aber dann bin ich in mich gegangen. Ich habe genau hingeschaut und meinen bisherigen Weg betrachtet. Dabei merkte ich, wie viel ich eigentlich schon erreicht habe und gerade so lebe, wie ich es vorhatte.
Es ist immer das Sinnvollste zum Kern zurückzukehren,
wenn wir nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.
Ich will meine Kinder aufwachsen sehen und nicht, dass sie in der Kita grossgezogen werden. Sie sind mir wichtiger als das ganze Universum.
Ich weiss, viele fühlen sich dazu gezwungen und haben tatsächlich keine andere Wahl als ihre Kinder in die Betreuung zu schicken. Aber darüber reden wir ein anderes Mal. Versprochen.

Muss ich jetzt vielleicht wieder etwas ändern? Klar! Schliesslich lernt man durch Versuch und Irrtum, nicht wahr? Ich habe gemerkt, dass diese Zeit stressig war. Dass ich viel vor dem PC sitzen musste und dadurch weniger Zeit zum Spielen mit meinen Kindern hatte. Dass ich unbedingt beweisen wollte, dass es bei mir gleich klappt und all das, was ich tat, weder Zeit- noch Geldverschwendung war.
Ich weiss, allein diese Kurzfassung zu lesen, ist anstrengend. Viele Stolpersteine und Ereignisse dieser 20 Jahre, durch die ich aufgeben wollte, habe ich ausgelassen.
Ja. 20 Jahre. Meine Wege haben sich oft geändert. Oft sah ich unüberwindbare Wände vor mir, die mich zwangen, eine Umleitung zu nehmen. Aber ich habe meine Ziele nicht aus den Augen verloren.
Das Leben ist wie ein Labyrinth.
